Italien 2014
Im August stand fest, dass wir Ende September/Anfang Oktober noch zwei Wochen Urlaub nehmen können. Weil der Sommer und Herbst inklusive Loser eine ziemlich verregnete Angelegenheit war, habe ich Helga vorgeschlagen, die zwei Wochen mit der Liesl wegzufahren. Nach etwas Bedenkzeit hat sie tatsächlich zugestimmt. Ich habe mir dann eine Straßenkarte von Italien gekauft und alle Straßen, die sich schon mal gefahren bin und mit der Elise nochmal fahren wollte oder die Straßen, die ich noch nicht gefahren bin, aber schon immer mal fahren wollte, mit Leuchtmarker angestrichen. Dann hat es nochmal ein ganzes Wochenende gedauert aus dem Netz bunt angemalter Straßen eine sinnvolle Route zusammenzubasteln, ohne dass wir jeden Tag das Hotel wechseln mussten. Helga hat die Hotels ausgewählt und reserviert und ich habe versucht, die Tagesetappen für das Navi vorzuplanen, was ich aber aus Zeitmangel nicht vollständig geschafft habe, und habe die Liesel nochmal kurz durchgecheckt und sauber gemacht.
26.9. – München – Toscolano Maderno (Trento Bondone hill climb)
Bin leider später aus der Arbeit gekommen, als ich gehofft hatte. Um die für heute geplante Route zu schaffen, wird es knapp. Also Dach drauf, Ohrenstöpsel rein und auf der Autobahn Zeit gutmachen.
Zwischen Garmisch und dem Brenner geht es traditionell über die Landstraße; dann wieder Autobahn bis Trento.
Von Trento bis Arco über den Bondone wollte ich schon lang mal. Was für eine Hammer-Straße und kein Verkehr. Nach kurzer Zeit muss ich mich zurücknehmen, sonst halten die Hinterreifen den Trip garantiert nicht durch.
Dann noch auf der Garda Occidentale bei Dämmerung hinter ein paar deutschen Urlaubern bis zum Nachtquartier in Toscolano Maderno mit 40 km/h kriechen – und das obwohl ich schon so Hunger habe.
27.09. – Toscolano Maderno – Mosummano Terme (Appeninnentour)
Nach dem Frühstück fahren wir zuerst über die Autobahn Richtung La Spezia bis Borgotaro. Über eine Nebenstraße, die im Frühjahr durch Zufall wegen einer Straßensperre entdeckt habe, geht es sehr kurvig nach Berceto zum Mittagessen.
Danach durch den Nationalpark dell‘ Appennino und später Richtung Lucca und nach Monsummano, wo wir sehr gediegen in einer Medici-Villa übernachten.
28.9. – Mosummano Terme (Vinci und kurvig durch die Regionen Pistioa und Lucca)
Sonntagvormittag – der Wahnsinn bricht los auf Italiens Straßen. Wie selbstverständlich nehmen Gruppen von Rennradfahrern die Straßen in Beschlag. Zu sechst nebeneinander oder über beide Fahrspuren und die Autos müssen ausweichen oder warten – scheinbar völlig normal. Dazwischen selbstmörderisch Motorradfahrer, für die das Tempolimit offensichtlich aufgehoben wurde. Schweißgebadet erreichen wir Vinci (was aber auch am guten Wetter liegt) und schauen und das Museum und Geburtshaus von Leonardo da Vinci an.
Danach an Pistoia vorbei Richtung Montecatini. Die Straße zwischen Nievole und La Lima ist der absolute Traum. Kurven bis zum Abwinken und in der Herbstsonne durch Wälder. Dazwischen in einem netten Restaurant Mittagessen.
Dann noch mal zwischen Bagni de Lucca über Villa Basilica nach Marlia Kurven satt – pappsatt.
In Lucca war auf einem Platz neben der Porto Pietro ein Oldtimertreffen, das sich aber gerade auflöst, als wir ankommen. Ein roter Lotus Elan M100 ist auch dabei.
29.09. – Mosummano Terme – Urbino
Heute steht eine Monsteretappe an. Gegenüber der ursprünglichen Planung kürze ich eine Schleife (zu viel Muskelkater von gestern in den Schultern), aber es sind immer noch anstrengende 280 km. Es beginnt harmlos mit der Autobahn nach Florenz, dann quer durch Florenz, nach Borgo San Lorenzo, Dicomano, Londa, Stia, Bibiena, Pieve Santo Stefano, Pennabilli, über den Sasso Simone nach Mercatale, Ca‘ Gallo und schließlich nach Urbino.
30.09. – Urbino – Norcia
Der Tag beginnt phantastisch. Die Strecke von Urbino nach San Giustino ist ab Lamoli ein wahrgewordener Kurventraum.
Danach über Città di Castello, Piobbico zur Mittagspause bei Furlo. Nach Fossombrone und Ostra beginnt der Albtraum. Es fängt damit an, dass das Navi nicht mehr zwischen geplanter Route und unbefestigten Straßen unterscheidet und uns ständig in Hofeinfahrten oder unpassierbare Feldwege und Maultierpfade schicken will. Zum Glück habe ich noch eine Straßenkarte dabei und Helga navigiert auf die altmodische Art. Dann wird die Straße bis Jesi – wohlgemwerkt ein normale Strada Proviciale – so schlecht, dass ich über viele Kilometer in Schrittgeschwindigkeit um die Schlaglöcher Slalom fahren muss. Ein Schlagloch übersehe ich und dabei verreißt es mir das Lenkrad so stark, dass es mir den Ellenbogen auf das Sill schlägt und ich den Rest des Tages nur mit Schmerzen lenken kann. Ab Jesi wird die Straße zum Glück etwas besser. Aber Vorsicht: wenn in Italien, besonders in den Marken, an der Straße ein Tempo 30 Schild steht, heißt das, dass sich ein paar Meter weiter die Straße um 1 Meter abgesenkt haben, die halbe Fahrbahn fehlen oder der Asphalt aufhören kann. Über Cingoli, Castelraimondo, Pieve Torina erreichen wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit Norcia.
01.10. – Norcia (Piano Grande)
Nach dem sehr anstrengen Tag gestern fahren wir heute nur eine kleine, aber dafür umso schönere Tour – die Piano Grande. Zuerst über Campi und Preci nach Visso auf einen zweiten Cappuccino und Cantucchini. Dann nach Catelluccio und in die Piano Grande. Trekkingschuhe an und einfach ein bisschen durch die Ebene wandern.
Video:
Danach schmeckt die Platte mit Schinken, Salami und Käse in der Bar in Catelluccio als spätes Mittagessen noch besser. Nach dem Essen fahren wir nach Norcia zurück und verbringen den Nachmittag relaxt mit unseren E-Books in einer gemütlichen Bar.
02.10. – Norcia (Im Regen in Ascoli Piceno)
Für heute sagt der Wetterbericht leichten Regen an. Wir fahren nach Ascoli Piceno. An der Piazza del Popolo – angeblich einem der zehn schönten Plätze Italiens – essen wir Mittag.
Danach Castignano, Rotella, Communanza, Amádolo, Montegallo und zurück nach Norcia. Leider war der Regen zeitweise etwas heftiger als der Wetterbericht angekündigt hat, so dass die schöne Strecke nicht so viel Spaß gemacht hat.
03.10. – Norcia (Südtour)
Zum Glück hat sich das Wetter wieder gefangen. Es ist zwar noch wolkig, aber trocken. Heute steht eine große Tour durch Umbrien und Latium auf dem Programm. Die Strecke führt über Amatrice, den Lago di Campotosto, Arischia, Villagrande, Santa Lucia, den Lago del Salto, Rieti zum Monte Terminillo. Der Monte Terminillo ist der Wahnsinn. Da außer dem Skigebiet keine Ortschaften über die Straße erreichbar sind, begegnet mir am ganzen Berg kein einziges anderes Auto. Alle wunderschönen Kurven gehören mir alleine. Abschließend über Cascia zurück nach Norcia.
Als wir nach dem Abendessen in Norcia aus dem Restaurant kommen, steht zehn Meter entfernt eine schwarze italienische Elise S2 mit krasser Carbon-Abgasanlage und Heckflügel. Obwohl sie im Parkverbot steht, ist der Fahrer jedoch nicht auszumachen. Ich schaue auch in den umliegenden Bars, aber da ist nur eine handvoll Leute und alle mit Schuhen, mit denen man garantiert keine Elise fahren kann. Kamera habe ich auch nicht dabei.
04.10. – Norcia – Bolsena
Heute fahren wir Norcia, Cerreto di Spoleto, Grotti, Spoleto, Aquasparta, San Gemini, Narni, Amelia, Guardea, Montecchio, Castel Dell’aquila, Montecastrilli, Dunarobba, Todi, Lago di Corbara, Lubriano, Bolsena. Vor lauter Fahren ganz vergessen Fotos zu machen. Außer am Lago di Corbara, wo man aber einfach nirgends halten kann, um ein Foto zu machen.
05.10. – Bolsena (Monte Amiata und durchs Etruskergebiet)
Nachdem Frühstück fahren wir über San Lorenzo, Aquapendente, Piancastagnaio auf den Monte Amiata. Nach ein paar Schritten bis zum Gipfel ist leider keine Fernsicht. Nach dem Amiata nach Castel del Piano, wo Tizi und Daniel im Montoto die meiner Meinung nach beste Pizza Italiens backen. Ausnahmsweise heute Mittag geschlossen – was für eine Enttäuschung. Die Paninis in der Bio-Bar im Corso Nasini sind zwar auch vom Feinsten, aber nur ein schwacher Trost. Nach dem Mittagessen Petricci, Catabbio, Sovana, Sorano und Pitigliano, wo ein Eis gegen die wieder ordentlich gestiegenen Temperaturen hilft.
Danach wieder zurück nach Bolsena.
06.10. – Bolsena –Passignano Sul Trasimeno
Die heutige Route führt über San Lorenzo, Aquapendente, Piancastagnaio, Santa Fiora, Castel del Piano, S. S’angelo-cingiano zum Mittagessen ins Caffe Il Leccio in Montalcino. Danach weiter über Castelnuovo dell’Abate, Castelione D’orcia, einer Pause in Bagno Vignoni, Pienza, Montepulciano, nach Passignano Sul Trasimeno. Da wir in der Gegend schon öfters waren, gibt es keine Fotos. Sehr schwer fällt es uns an dem Weingut, wo wir immer unseren Jahresvorrat kaufen, einfach so vorbeizufahren. Aber mir fällt beim besten Willen kein Platz in der Elise ein, an dem kein Glühwein daraus wird.
07.10. – Passignano Sul Trasimeno (Pause)
Heute bleibt der Ofen kalt. Wir fahren mit der Fähre auf die Insel Maggiore im Trasimenosee und gehen bisschen Wandern.
08.10. – Passignano Sul Trasimeno – Siena
Nördlich vom Trasimenosee ist es schön hügelig, so dass wir über Mercatale an Cortona vorbei nach Montepulciano fahren. Beim Mittagessen in Montepulciano verkochte Pasta – ein Verbrechen, dessen Opfer man in Italien zum Glück nur selten wird.
Über Buonconvento und Asciano geht es durch die Crete nach Siena.
09.10. – Siena (Maremmatour)
Die Schnellstraße vermeidend wählen wir die Straße über Tognazza, Monteriggioni, nach Colle Val d‘ Elsa. An Monteri vorbei fahren wir über Chiusdio nach San Galgano.
Über Boccheggiano Richtung Massa Marittima, Castelnuovo di Val di Cecina, Pomerance, Saline nach Volterra.
Von Volterra über Colle Val d‘ Elsa zurück nach Siena.
10.10. – Siena (Chiantitour)
Wieder auf den bekannten Straßen nach Colle Val d‘ Elsa. Danach Campiglia, San Gimignano. Die rund 50 Reisebusse auf dem Parkplatz in San Gimignano lassen erahnen, wie es dort zugeht, weshalb wir einen erneuten Besuch ausfallen lassen.
Über Montespertoli und S. Casciano In V. d. Pesa fahren wir die SP3 nach Greve In Chianti. Leider ist dieses nette Städchen jetzt 100 % touristisch und hat seinen Charme verloren. Zum Glück ist Castellina weiter südlich noch unverdorben. In Castellina schreiben wir in einer Bar Postkarten und werden dabei von Moskitos aufgefressen. Nach Castellina ein Stück zurück nach Radda, dann nach Villa, Lecchi in Chianti, Asciano im Sonnenuntergang durch die Crete.
Über Nacht sind wir wieder in Siena.
11.10. – Siena – Torri del Benaco (Ein Stück Mille)
Weil heute eine längere Strecke ansteht, fahren wir das erste Stück aus Siena auf der Schnellstraße, dann ab Poggibonsi nochmal durchs Chianti über Castellina, Greve, Impruneta, durch Florenz und ein Stück der Route der Mille Miglia (Montorsoli, Vaglia, Lago Bilancino, Futapass, Monghidoro, Loiano, Pianoro), dann ab Sasso Marconi auf die Autobahn und nach Modena. Gerade als wir Modena geparkt und zum Dom gelaufen sind, bricht ein Gewitter los. Weil ich mich mit den abgefahren Hinterreifen nicht mehr auf die Autobahn traue, schleppen wir uns auf Nebenstraßen nach Norden, bis hinter Carpi der Regen aufhört und die Straßen nicht mehr nass sind. Bis Affi auf der Autobahn und nach Torri del Benaco.
12.10. – Torri del Benaco – München (Staller Sattel)
Von Torri del Benaco fahren wir an der Ostseite des Gardasees bis kurz vor Malcesine, um dort von der Polizei zu erfahren, dass die Straße gesperrt ist und wir nur über Garda und die Autobahn nach Norden kommen – schlappe 75 km Umweg. Dass sich einer der vier Polizeiwägen etwas weiter südlich hinstellt und die Leute schon früher zurückschickt, auf die Idee kommen sie nicht.
Bei Bozen-Nord verlassen wir wegen einer Stauwarnung die Autobahn und fahren auf der Landstraße nach Brixen und ins Pustertal. Interessant wird es wieder ab dem Antholzer Tal. An der Ampel zum Staller Sattel (Blockabfertigung) bin ich Zweiter und der nette Herr vor mir, lässt mich sogar vor. Leider habe ich nur wenig davon, da hinter der dritten Kurve ein Abschleppwagen steht in dessen Dieselqualm ich bis auf die österreichische Seite fahren darf.
In herrlicher Herbstsonne nach Mittersill und am wilden Kaiser vorbei bis es ab Kiefersfelden wieder auf die Autobahn geht.
Nach dem Urlaub bin ich noch über drei Stunden beschäftigt die angetrockneten Kuhfladenspritzer wegzuwaschen, muss die vorderen Bremsscheiben und die Hinterreifen wechseln.
Route:
Tag 1 bis 9 als Online-Karte
Tag 10 bis 17 als Online-Karte
Gesamte Route als KML-Datei für Google Earth
Statistik:
Gesamtstrecke: 4500 km
Durchschnittsverbrauch: 6,6 Liter pro 100 km
Pannen/Technische Probleme: 0